Hilfe bei Suizidgefahr
Wege aus der Krise finden
© Getty Images, oleksandr hruts
08.09.2025
pwb
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
veröffentlicht 08.09.2025
von Rita Haering
Am 10. September erinnert der "Welttag der Suizidprävention" daran, wie wichtig es ist, Menschen mit Suizidgedanken ernst zu nehmen und ihnen beizustehen. Laut Statista hat sich die Zahl der Suizide in Deutschland seit den 1980er-Jahren nahezu halbiert. Doch seit 2022 ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Die Telefonseelsorge und psychologische Fachstellen senden ein klares Signal: Es gibt viele Menschen, die sich in einer tiefen Krise befinden und es ist "dringend, dass sie Gehör finden", so Pastor Frank Gottschalk, Leiter der Lübecker Telefonseelsorge gegenüber dem epd.
Die Erfahrung zeigt: Es gibt Auswege aus der Krise
Denn: Es gibt einen Weg aus der Krise und auch ein Leben mit Perspektiven wird wieder möglich! Menschen, die über Suizid nachdenken, können diesen Satz möglicherweise anfangs nicht glauben. Doch Therapeut:innen haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich die Zuversicht auf tragfähige Auswege in vielen Beratungsgesprächen mit Menschen bewahrheitet hat.
Auch die Kirchen haben früh erkannt, dass Handlungsbedarf besteht – so haben sie in den 1950er Jahren die Telefonseelsorge gegründet, um die damals wachsende Zahl von Suizidversuchen und Selbsttötungen zu verhindern. Aber noch immer gibt es jedes Jahr rund 10.000 Menschen in Deutschland, die ihren momentanen seelischen Schmerz nicht aushalten und sich das Leben nehmen. Das macht deutlich, dass im privaten Bereich sowie in der Medizin, Psychotherapie, Psychiatrie und den Institutionen der Bedarf an präventiven Maßnahmen da ist, um Selbsttötungen zu verhindern. Deshalb fordert die Diakonie Deutschland eine Stärkung der Suizidprävention.
Warnsignale:
Die Idee, sich selbst das Leben zu nehmen, entsteht nicht sofort. Deshalb macht es Sinn, bereits möglichst frühzeitig in Lebenskrisen Unterstützung zu suchen. Warnsignale sind:
- Wer bemerkt, dass seine Gedanken nur noch darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sollte sofort den Kontakt zu einem vertrauensvollen Ansprechpartner, der Telefonseelsorge oder anderen Hilfs- und Beratungseinrichtungen aufsuchen.
- Andeutungen von Selbsttötungen im Gespräch: Viele Menschen mit Suizidabsichten sprechen über den Tod oder über ihre Gedanken zur Selbsttötung. Hier sollte das Umfeld unbedingt das Gespräch suchen, Zuversicht vermitteln, mehrmals nachfragen und auf professionelle Hilfesysteme hinweisen,
- Rückzug aus dem Familien-, Bekannten- und Kollegenkreis,
- Vernachlässigen von bislang wichtigen Hobbys,
- Verschenken von Sachen,
- sich mutwillig in Gefahr begeben,
- Vermeiden von Blickkontakt.
Das ist in einer akuten Notlage zu tun:
- Kontakt zu einem Vertrauen erweckenden Angehörigen oder Freund aufnehmen, um ihm von den eigenen Gedanken und Nöten berichten,
- Die Telefonseelsorge oder den telefonischen Krisendienst anrufen (Kontakte auf der rechten Leiste),
- den Rettungsdienst (Tel.: 112) rufen, auch der Notarzt ist dafür zuständig, Menschen in seelischen Krisen zu helfen,
- sich in die Notaufnahme einer Klinik mit psychiatrischer Abteilung begeben und dort das Gespräch mit einem psychiatrischen Facharzt suchen.
Sofort: Hilfe und Beratung
Psychiatrische Abteilungen der Krankenhäuser und psychiatrische Kliniken
Beratungs-Angebote
Informationen und Kontakte
Hinweis
Wir berichten nur über Selbsttötungen, um mit den entsprechenden Informationen vorbeugend wirken zu können. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beraterinnen und Beratern rund um die Uhr, an jedem Tag im Jahr. Die Beratenden konnten schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Der Anruf bei der Telefonseelsorge ist kostenfrei. Zusätzlich bietet die Telefonseelsorge eine E-Mail- sowie eine Chat-Beratung an.
Quelle:
Dr. Thomas Götz, Gründer des „Frankfurter Netzwerks für Suizidprävention“ (FRANS) und ehem. Abteilungsleiter Psychiatrie des Gesundheitsamtes Frankfurt
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken