Ev. Dekanat an der Dill

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Glaube konkret

Das Teilen, was wichtig ist

Dorit C. Thielmann

Ein Virus verändert die Welt: Wer hätte gedacht, dass Gottesdienste ausfallen und die Menschen plötzlich auf sich selbst gestellt sind, wenn es um Glaubensdinge geht. Auch Menschen, die jetzt Gottesdienste im Internet oder im Fernsehen mitverfolgen, spüren - es fehlt ihnen der Austausch mit anderen.

 

Pfarrerin Dorit Christina Thielmann (kleines Foto) aus Ewersbach sieht genau darin eine Chance: zurück zu den Wurzeln der kleinen Hausgemeinden, das ist ihr Credo. Im Gespräch sagt sie, Corona kann helfen, selbst zu sich zu finden und das eigene Umfeld als Hausgemeinde zu begreifen.

 

Sind Sie auch im „Home Office“?

Ja, (...lacht …). Alles ist jetzt anders. Durch Home Office, Kita- und Schul-Schließungen, durch ein permanentes Miteinander und auch durch die vielen Aufgaben, die an jeden von außen herangetragen werden, müssen wir als Familie neu überlegen, wie der gemeinsame Tagesablauf strukturiert wird und wir lernen auch neu, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Ist nicht einfach.

 

Wie können Sie der Corona-Krise etwas Gutes abgewinnen?

Nun ja, weil ich die aktuelle Situation dazu nutzen kann, um auch zu mir zu kommen. Der Verzicht auf die Gemeinschaft draußen und auf die gewohnten Veranstaltungen muss nicht unbedingt auch Verlust bedeuten. Es zeigt sich einiges viel klarer, wenn ich es bewusst angehe. Durch die Quarantäne-Situation wird mir wieder bewusst, wo meine Kraftquelle ist. Die Schließung der Kirchen ruft mich dazu, persönlich Verantwortung für meinen Glauben übernehmen. Was mir gut tut und was wir in dieser Krise an neuen Möglichkeiten eröffnet, ist die Besinnung auf die kleinste Zelle der Gesellschaft und auch der Gemeinschaft als Glaubende - die Familie.

 

Was meinen Sie mit „back to the roots“?

Damit meine ich zurück zu den Wurzeln der kleinen Hausgemeinden: Das frühchristliche Prinzip der Hausgemeinden funktionierte früher genau so. Die Ausbreitung des Evangeliums in der Frühen Kirche lag hauptsächlich in den Hausgemeinschaften – alle Generationen waren einbezogen. Es ist ein mutiger Schritt, in der Familie damit anzufangen. Ich möchte unsere Gemeindeglieder ermutigen, die aktuelle Situation dazu zu nutzen, sich auch wieder neu eine "Glaubensstruktur" in ihr Leben und in das Leben als Familie zu bringen.

 

Also ab in den Hauskreis...?

Kleine Zellen der Gemeinde können Hauskreise sein, ja, aber eigentlich beginnen sie in der Familie. Jetzt, da das Kontaktverbot über die eigene und engste Familie hinaus äußerste Priorität besitzt, sind wir zurückgeworfen auf die Kontakte zu den Menschen, die uns am wichtigsten sind. - Wir lernen Verantwortung zu übernehmen für das eigene Glaubensleben. Das, was mir selber wichtig ist, teilen. Mit den Menschen, die mir am liebsten und am wichtigsten sind. Mit meinen Partner/ Partnerin, Eltern, Kindern, Enkelkindern. Am Familientisch wird gegessen, getrunken, erzählt und gespielt. Ein guter Ort um auch Gemeinschaft des Glaubens zu erleben und geistlich satt zu werden. „Du bereitest vor mir einen Tisch – im Angesicht meiner Feinde…“ so beten wir im 23. Psalm. Von Jesus gibt es viele Tischgeschichten, in denen er mit Menschen am Tisch saß und ihnen dort begegnete, wo ihr Heim war.

 

Über den Glauben reden - manchen Menschen fällt das schwer ...

Ja, leider tun wir uns so schwer damit, genau in diesem Kreis der Vertrauten auch den Glauben zu teilen. Das sage ich nicht nur so. Oft höre ich im Gespräch, dass man eigentlich über den Glauben des Partners nichts zu sagen weiß. Der Glaube des anderen lässt sich nur beurteilen durch die kirchlichen Kreise, an denen er / sie teilnimmt. Da sind wir als Kirche sicher nicht ganz unschuldig. Es gibt normaler Weise für jedes Alter Angebote: Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Seniorenarbeit. Der Glaubensort, an dem alle Generationen zusammen sein können, der sonntägliche Gottesdienst, ist zu 70-80% auf Hören spezialisiert. Wir tun uns schwer, miteinander vom Glauben zu sprechen. Das überlassen wir meist den „Hauptamtlichen“.

 

Hausandacht - ist das wie ein Gottesdienst im Kleinen?

Auch darin sehe ich eine Chance: die Hausandacht gibt einen Rahmen vor, eine Liturgie, einen Ablauf, der nicht groß überlegt werden muss. Die Hausandacht ist eine Form des geistlichen Miteinanders. Sich bewusst am Tisch zu versammeln um gemeinsam das zu teilen und zu erleben, was mir Kraft gibt. Es gibt Anleitungen, um so eine Andacht zu halten. Man kann diese alleine oder mit verteilten Rollen lesen (dabei können alle einbezogen sein). Wer schon Übung hat, kann natürlich den Ablauf selbst entwerfen. Man kann gemeinsam singen. Wichtig ist einfach nur, das man sich bewusst jetzt Zeit nimmt, um für Gott da zu sein. Alle anderen Gespräche, essen und spielen, Arbeit und TV haben für diese wenigen Minuten Pause. Sie werden sehen, es lohnt sich, diese Zeit zu investieren.

 

Wie bereite ich eine Hausandacht vor?

Am besten, Sie legen eine Zeit fest, zu der sich alle Mitglieder der Hausgemeinschaft am Tisch versammeln. Legen sie fest, wer die Leitung übernimmt. (Sie können eine komplett ausgearbeitete Andacht verwenden oder selbst biblische Texte lesen.)

Klären sie miteinander, wer Aufgaben übernehmen kann und will: Die Kerze bereitstellen. Die Kerze entzünden und am Ende wieder löschen. Wer kann das Eingangs- oder das Abschlussgebet sprechen oder lesen. Vielleicht kann jemand ein Musikinstrument spielen, falls sie zusammen singen wollen. Oder sie suchen passende Musik aus. Sie sollten vorab die Texte oder Bücher für alle bereitlegen, die mitwirken. Mehr ist es nicht. Zum Abschluss können Sie das Vater Unser beten oder den Segen sprechen.

 

Dorit-Christina Thielmann ist evangelische Pfarrerin in Ewersbach

 

 

 

Link-Tipps
zum Thema Hausandachten

 

» Auf der Homepage ev-Kirche-ewersbach.de ist jeweils eine aktuelle Hausandacht zu finden. Außerdem auch ein Gebet, dass immer zum 11-Uhr-Geläut mittags gesprochen werden kann.

 

» Die EKHN stellt unter folgendem Link Andachten und Gottesdienste für zuhause ein: https://www.ekhn.de/aktuell/nachrichten/aus-den-regionen/detailregionen/news/digitale-andachten-und-gottesdienste-in-der-region.html 

 

» Bei der EKD finden sich unter dem folgenden Link Vorlagen bzw. Texte:
https://www.ekd.de/beten-von-zu-hause-54216.htm

 

» Hier auf ev-dill.de gibt es Gebetsvorschläge zum Glockengeläut:
https://ev-dill.de/home/detail/news/glocken-laeuten-zum-gebet.html

 

 

 

 

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