Impuls
Nicht zum Narren machen lassen
Becker-von Wolff
11.08.2025
hjb
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Wir leben in einer Welt, die sich furchtbar schnell dreht. Auch, weil wir all die Zeit, die wir durch die wunderbaren Erfindungen der letzten 100 Jahre gewonnen haben, nicht dafür genutzt haben die Füße hochzulegen, die Hände in den Schoß zu legen und den Müßiggang zu genießen. Nein, wir haben vielmehr sorgfältig darauf geachtet, dass wir aus jeder Minute des Lebens auch wirklich das Maximum an Leistung herausgequetscht bekommen.
Wir wollen schließlich keine Zeit vergeuden, nicht unnütz erscheinen, sondern vielmehr möglichst viel aus der uns zur Verfügung stehenden Lebensspanne herausholen. Dabei haben wir spannenderweise immer diesen Moment im Blick, an dem wir uns endlich zurücklehnen können und zu uns selbst sagen können: "Nun hast du, was du brauchst. Gönn dir Ruhe. Iss, trink und genieße das Leben!"
Ganz oft stellt sich dieser Moment aber gar nicht ein. Denn entweder ist doch noch irgendetwas zu erledigen, oder aber das Leben kommt mir dazwischen und ich kann das, was mich dann zur Ruhe zwingt, nicht wirklich mehr genießen. "Du Narr" lässt Jesus Gott in einer seiner Erzählungen zu einem Menschen sagen, der meinte diesen Moment erreicht zu haben (Lukas 12,16-21).
Aber nicht, weil der Mann nun endlich dazu bereit war das Leben zu genießen, sondern weil er davor nur darauf geachtet hatte, seinen Wohlstand zu vermehren und dabei ganz vergessen hatte, dass das Leben mehr ist als Arbeit. Ich wünsche uns allen, dass wir uns in den kommenden Wochen nicht zum Narren machen, indem wir nur versuchen all das zu erfüllen, was andere und vor allem wir selbst von uns erwarten. Sondern, dass wir trotz des Alltages uns immer wieder die Momente nehmen, um innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und darüber nachzudenken, warum und wofür ich eigentlich all das mache, was ich mache.
Martin Slenczka ist Pfarrer im Nachbarschaftsraum Herborn-Mittenaar-Siegbach.
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