Verabschiedung
Drei Fragen an Ackva
Marie-Luise Ackva
04.08.2025
hjb
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Gebürtig aus Bad Kreuznach warst Du von 1992 bis 1998 als Pfarrvikar und Pfarrer in Haiger-Allendorf und Haigerseelbach tätig, dann der Wechsel nach Mainz zur Melanchthon-Gemeinde. 2012 bist Du wieder in die Dill-Region zurückgekommen. Was schätzt Du an der Region links und rechts der Dill?
Friedhelm Ackva: Die Gemeinde in Allendorf und Haigerseelbach war meine „erste Liebe“. Viele ernsthafte Christenmenschen haben mich und meine Familie damals gut begleitet. Bis heute habe ich noch Verbindungen zu Einzelnen in diesen besonderen Dörfern. Dennoch zog es mich in die Großstadt Mainz, wo ich studiert und promoviert hatte und die Verwandtschaft meiner verstorbenen ersten Ehefrau Karin lebt.
Nach 14 Jahren quirliger Großstadt bin ich dann gerne wieder zurückgekommen in das ländliche Dekanat mit der Kleinstadt Dillenburg. Die Menschen waren mir durch ihre Treue zum Glauben und zu ihren Gemeinden sehr sympathisch. „LDK“ kann heißen – so schrieb ich mal in einem Wort zum Sonntag – : „Liebe Deine Kirche!“
Es waren jetzt intensive 12einhalb Jahre mit vielen Veränderungen, nicht zuletzt baulicher Natur. Den wachsenden „Nachbarschaftsraum um den Wilhelmsturm“ durfte ich zusammen mit vielen anderen etwas mitgestalten.
Dass wir Ende Juni in großer ökumenischer Eintracht den Gottesdienst zu 150 Jahren Wilhelmsturm feiern konnten, war dort oben ein echtes Highlight. Das gut besuchte Zusammenkommen bildete mit dem Gospelchor des Evangelischen Dekanates etwas ab von der Vielfalt eines geerdeten Christseins in der Region. Dankbar bin ich auch für die gemeinsame diakonische Arbeit in der Stadt, gerade auch vor der Herausforderung der Flüchtlingswellen.
Mit Blick nach vorn: Was nimmst Du Dir als Historiker oder Pfarrer i.R. in Celle für Deinen Ruhestand vor?
Ackva: In die schöne ehemalige Residenzstadt Celle sind wir umgezogen, weil meine zweite Frau Marie-Luise von hier kommt. Erst einmal entspannen wir uns von der aktiven Gemeindearbeit und genießen, was hier vielfältig angeboten wird. Neben der ehrwürdigen alten Stadtkirche mit der lutherischen Gemeinde und hochwertiger Kirchenmusik gibt es noch eine reformierte Gemeinde der ehemaligen Hugenotten, die hier prägend waren. Auch die kleineren Gemeinden in den Stadtteilen locken mit ihren Angeboten, ebenso die aktive Fachwerk-Synagoge bei uns in der Nachbarschaft.
Irgendwann werde ich mich – nach dem Umzugs- und Einrichtungsstress – wohl auch theologisch einbringen und mal wieder predigen und mitarbeiten. Auch hier herrscht ein Mangel an Pfarrpersonen. Es gibt zudem eine große diakonische Einrichtung („Lobetal“) sowie eine berühmt gewordene Justizvollzugsanstalt („Celler Loch“). Nicht zuletzt deswegen ist in Celle der Sitz des „Schwarzen Kreuzes“, das sich um Straffälligen-Seelsorge kümmert. Vielleicht wird das für mich eine neue Herausforderung.
Im Blick auf die Kirchengeschichte ist diese Region gewiss auch ein interessantes Feld. Johann Arndt, ein Vorläufer des Pietismus, hat hier gewirkt, ebenso der Liederdichter Philipp Spitta oder die Gründer der Hermannsburger Mission, Ludwig und Theodor Harms. Erst einmal werde ich die noch ungelesenen Bücher dazu in meiner mitgenommenen Bibliothek studieren.
Was wünschst Du den Gemeinden der Region hier, die sich künftig in fünf Nachbarschaftsräumen organisieren?
Ackva: Zusammenschlüsse und Kooperationen von Gemeinden gibt es überall im Land. Hier natürlich auch, zum Teil auch mit sehr guten gemeinsamen Gemeindebriefen. Das schaffen die Gemeinden im evangelischen Dekanat an der Dill gewiss auch. Sie sind sehr unterschiedlich. Die Berge und Täler, die es am Rande der Lüneburger Heide nicht gibt, haben lange eine gewisse Eigenständigkeit und Unabhängigkeit begünstigt. Aber wenn wir „mit Gott über Mauern springen können“ (Psalm 18,30), werden die Menschen auch Berge und Täler überwinden, um ihren Glauben zu teilen und gemeinsam zu feiern und zu arbeiten. Die äußerliche Organisation, die leider auch sein muss und an der ich noch etwas mitgestalten durfte, wird noch Gestaltungskraft kosten. Aber kürzlich las ich den frechen Spruch (für freche Sprüche bin ich ja immer offen): „Machen ist wie Wollen, nur krasser.“ In diesem Sinne wünsche ich allen Beteiligten mit Gottes Hilfe ein herzliches „Glück auf!“.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken