Impuls
Nicht Tod, sondern Leben
Andrea Zille12.11.2024 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In allen Kommunen unseres Landes versammeln sich am kommenden Sonntag Vertreter aus Politik, vom Sozialverband VdK und etliche Familienangehörige von Kriegsopfern, um der gefallenen und misshandelten Männer, Frauen und Kinder zu gedenken.
Auch die Kirche stellt sich der politischen Dimension des Volkstrauertages. Sie muss es tun. Dies freilich nicht allein, um zu erinnern und zu klagen, sondern um eindringlich zur Bewahrung des Friedens zu mahnen. Das ist ihr Auftrag.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Rom: Jetzt aber macht euch zu Sklaven der Gerechtigkeit, und stellt alle Bereiche eures Lebens in ihren Dienst; dann wird das Ergebnis ein geheiligtes Leben sein. Als ihr Sklaven der Sünde wart, standet ihr nicht im Dienst der Gerechtigkeit und wart darum ihr gegenüber frei. Dass ihr jetzt aber von der Herrschaft der Sünde befreit und in den Dienst Gottes gestellt seid, bringt euch als Gewinn ein geheiligtes Leben, und im Endergebnis bringt es euch das ewige Leben. Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn. Von „Sünde“ spricht die Bibel überall dort, wo Menschen den Frieden untereinander und den Frieden mit Gott aufs Spiel setzen; wo Menschen einseitig den Bund Gottes aufkündigen und ihr Leben selbst ohne Rücksicht auf den Nächsten in die Hand nehmen wollen.
Wer am Volkstrauertag vom Tod redet, der muss von Menschen reden, die sich nach Paulus zu „Sklaven der Sünde“ gemacht und sich in den „Dienst der Sünde“ gestellt haben. Aber: Wer von Gott spricht, der muss vom Leben sprechen. Gott will uns das ewige Leben schenken.
Nach christlichem Verständnis ist unser Leben von Anfang an auf Ewigkeit ausgerichtet. Gott will, dass wir leben und wir das Leben annehmen, bewahren und weitergeben. Das meint Paulus, wenn er von „Sklaven der Gerechtigkeit“ redet. Das ist die Botschaft, die den Volkstrauertag zu einem Friedenstag machen kann. Zu einem Tag nicht nur des Erinnerns, sondern auch des Handelns.
Jonas Schmidt ist evangelischer Pfarrer in Dillenburg-Oberscheld und in Eibach
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