Impuls
Gott schaut in den Kalender
20.12.2024 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Gott schaut sich das alles kursorisch durch und bleibt dann irgendwo hängen: Bei dem einen Ereignis lächelt er womöglich milde, ein anderer Festtermin weckt Fröhlichkeit. Die Trauerfälle stimmen ihn traurig. Und möglich, dass bei ihm Ärger aufkommt über die Zeit, die ich nicht gut genutzt habe. War genug Zeit für Gott dabei, genug Zeit für meine Nächsten, genug Zeit für mich selbst? War viel gute Zeit dabei? Und wie war das Jahr 2024, abgesehen von meinem persönlichen Jahresrückblick?
Unfrieden herrscht auf der Erde. Schockierende Nachrichten erreichten uns aus dem Heiligen Land und kein Ende in Sicht, was den Krieg in der Ukraine angeht. Auch in unserer bundesdeutschen Gesellschaft verengen sich demokratische Spielräume. Und doch gehen Menschen für Meinungsvielfalt und eine offene, menschliche Gesellschaft ohne Rassismus und Gewalt auf die Straße.
Es war gute Zeit dabei. In der Kirche haben wir Nachbarschaftsraum-Feste gefeiert, mit vielen Highlights: Mit tansanianischen Gästen und Gospelchor in Driedorf, mit großartiger Kirchenmusik in Dillenburg, mit Orchester und Familien in Ewersbach und als Sommerfest in Siegbach. Zusammen haben wir erlebt, wie schön es ist, wenn wir Viele in der Kirche sind. Wir hatten gute festliche Zeit!
Und dann holt uns die Sorge über die Ausgetretenen wieder ein. Wir schauen uns auch unsere Zahlen vor Ort genau an und entdecken, dass wir nicht verschont bleiben. Es wird anders werden. Aber es wird nach wie vor viel Gutes geben, auch mit weniger Gebäuden und weniger Pfarrstellen, auch, wenn Kirche nicht mehr überall erlebbar sein wird. Wir werden weiträumiger einladen. Und was zu viel an Zeit war, werden wir lassen. Aber das Gute werden wir behalten.
Gottesdienste wird es weiterhin geben, wenn es gut ist, sie an einem bestimmten Ort zu feiern. Anderes an kirchlichem Leben wird fortgesetzt, wenn es gut ist. Anderes wird es nicht mehr geben. Und wir werden traurig sein über das, wovon wir uns verschieden müssen.
Und ich stelle mir vor, was Gott aus meinem Kalender streicht, weil er es geprüft hat und nicht für gut befunden hat, dass es das gibt und, dass ich das mache. Schön wäre es, die Verantwortung insgesamt auf Gott zu schieben! Aber Paulus schreibt es Christinnen und Christen aus der Gemeinde in Thessaloniki. Er schreibt es konkreten Menschen: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ (1. Thess 5,21)
Manche Verantwortung nimmt Gott uns Menschen halt nicht ab. Und ich überlege, dieses Bibelwort, die Jahreslosung 2025, vorn in meinen Kalender zu schreiben, als Motto für die neuen Eintragungen. Noch sind die Seiten leer, aber ich bin sicher: Sie werden mit viel Gutem gefüllt werden, mit viel guter Zeit, die Gott in Händen hält.
Ihre Anja Vollendorf
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