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Jugendwerkstatt Gießen

Neue Chancen für Jugendliche

© Getty Images, south agencyEine junge Frau repariert ein FahhradZur Jugendwerkstatt Gießen gehört auch eine Fahrradwerkstatt, die den Verleih und Verkauf von Fahrrädern anbietet (Symbolbild)

Psychische Probleme, abgebrochene Ausbildungen, Armut: Über 600.000 junge Menschen in Deutschland haben keinen Abschluss. In Gießen bietet die Jugendwerkstatt neue Perspektiven. Die Ausbildungsprogramme verzeichnen große Erfolge, stehen jedoch vor finanziellen Herausforderungen. Mit Spenden kann die wertvolle Arbeit unterstützt werden.

veröffentlicht 07.01.2025

von epd, Stefanie Walter

(epd). Aylina stellt sich stolz an ihre Werkbank. „Die Arbeit mit Holz finde ich richtig cool", sagt sie. Aylina hat einige Krisen hinter sich, brach eine Ausbildung ab, rutschte während der Pandemie in eine Depression. Seit vergangenem März bekommt die 24-Jährige in der Jugendwerkstatt in Gießen eine neue Chance. „Seitdem ich hier bin, läuft alles besser.“

 

Breites Spektrum für Ausbildungen

In einem kleinen Büro hat Geschäftsführerin Mirjam Aasman ein Poster aufgestellt, das die weitverzweigte Arbeit der Jugendwerkstatt erklärt. Es gibt die Metallwerkstatt und das Bistro, die Fahrradwerkstatt und das Kaufhaus, die Zimmerei, den Transport. Überall bietet die Einrichtung Ausbildungen und Qualifizierungen für Menschen an, die mit Problemen zu kämpfen haben, die benachteiligt oder lange arbeitslos sind, Schule oder Ausbildung hingeschmissen haben. Zwei Drittel der Angebote kommen jungen Menschen zugute.

 

Ursachen für fehlende Abschlüsse

Zum Hauptproblem der Teilnehmenden, sagt die Pädagogin und Öffentlichkeitsbeauftragte Franziska Helmsen, gehöre „Armut und alles, was dranhängt“: Schlechte Gesundheit, die Brille, die man sich nicht leisten kann, Hunger, Konsum von Sucht- und Rauschmitteln, „oft vieles gleichzeitig“. Geschäftsführerin Aasman ergänzt: „Mangelnde Qualifikation ist ein Problem.“ Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung befanden sich 2023 bundesweit 626.000 junge Menschen weder in Schule noch in Arbeit, Ausbildung oder Studium.

 

Jugendwerkstatt als Chance für erfolgreichen Abschluss

In der Jugendwerkstatt legen die Mitarbeitenden daher den Teilnehmern nahe, den höchstmöglichen Bildungsabschluss zu machen. Das gelinge in vielen Fällen, berichten Aasman und Helmsen. 2023 schlossen 13 Leute ihre Ausbildung ab, elf holten den Hauptschulabschluss nach. „80 Prozent derjenigen, die hier eine Ausbildung machen und sich der Prüfung stellen, sind erfolgreich.“ Zum Teil bildet die Jugendwerkstatt die jeweils Jahrgangsbesten aus.

Manchmal laute der Trick, den Menschen einfach Zeit zu geben, erklärt Helmsen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Maßnahmen profitierten von der wertschätzenden Atmosphäre in der Jugendwerkstatt. „Wir schauen genau hin, was die Menschen brauchen und nehmen das ernst.“ Dafür brauche es Zeit und Personal.

 

Finanzierung als Herausforderung

Eine große Herausforderung stellt die Finanzierung der Einrichtung dar. „Wir sind unheimlich abhängig von der Arbeitsmarktpolitik“, verdeutlicht die Geschäftsführerin. Der nicht verabschiedete Bundeshaushalt mache der Jugendwerkstatt sehr zu schaffen. Den Jobcentern seien „die Hände gebunden“. Wegen der erwartbaren Kürzungen könnte Geld für neue Maßnahmen fehlen. „Wir wissen nicht, ob es Förderlücken gibt.“ 

 

Die evangelische Kirche unterstützt die Jugendwerkstatt

Denn das Personal, zurzeit 50 Mitarbeitende, ist in der Regel unbefristet angestellt. Man versuche daher, Förderlücken aus Eigenmitteln abzupuffern. Aasman betont, wie wichtig die Unterstützung durch die evangelische Kirche ist, die in den Jahren 2025 und 2026 jeweils 300.000 Euro zur Verfügung stellt, sogar etwas mehr als 2024. Mirjam Aasman wertet das als „Bekenntnis zum Arbeitsfeld“.
Seit 2017 ist die Jugendwerkstatt als gemeinnützige GmbH organisiert, Gesellschafter sind ein Förderverein und die evangelischen Dekanate in Oberhessen. Projekte der Jugendwerkstatt werden von der Stadt und dem Landkreis Gießen, dem Land, dem Bund und der EU gefördert, auch bei der Kirche sind Anträge möglich. Weitere Unterstützung kommt vom Förderverein, einer Stiftung, 100 Ausbildungspaten und dem Sozialkaufhaus, über das die Jugendwerkstatt Sachspenden weiterverkauft.

 

Entwicklungspotential entfalten

Ohne den Auftragsdruck des ersten Arbeitsmarkts können die Menschen ihr Tempo finden. Aylina versucht gerade herauszubekommen, wie belastbar sie ist. Im Moment arbeitet sie ungefähr 22 Stunden pro Woche. „Wir gucken, ob ich auf 30 komme.“ Ziel ist eine Schreinerausbildung. Die junge Frau sagt: "Es ist schön, wenn man jeden Tag hierherkommen kann. Man vereinsamt nicht."

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