Ev. Dekanat an der Dill

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Der Trauerflor lüftet sich

Volker H. Lommel

Es gibt Gedenktage, die fühlen sich schwer an, sagt Pfarrerin Anabel Cosima Platalla. Für sie gehört der Totensonntag in diese Kategorie. Wie es zu diesem Gedenktag kam, das ist eine anrührende Geschichte.

VON ANABEL COSIMA PLATALLA

Ich öffne meinen Terminkalender und stoße auf ihn – den Totensonntag. Nüchtern und mit einem Hauch Melancholie: Schon der Name fühlt sich für mich schwer an. So kalt, so dunkel, so endgültig. Die Geschichte dieses Tages reicht zurück ins 19. Jahrhundert.

Schon vorher gab es Gedenktage für Verstorbene, doch der preußische König Friedrich Wilhelm III. führte den Totensonntag offiziell ein, denn er trauerte um seine Frau und Königin Luise. Gerade einmal 34 Jahre alt war sie geworden und beim Volk überaus beliebt. Viele empfanden sie als nahbar und zugewandt. Ich stelle sie mir ein bisschen vor wie eine preußische Prinzessin Diana. Auch ihr früher Tod hatte eine ganze Nation und Menschen aus aller Welt erschüttert und zu tiefer Anteilnahme bewegt.

Mit der Zeit übernahmen immer mehr evangelische Landeskirchen diesen Tag und machten ihn zum festen Gedenktag für die Verstorbenen. Bis heute ist er für viele Menschen ein fester Bestandteil des Jahres: „Der Sonntag vor dem ersten Advent – das ist Totensonntag!“ Und so steht er da in meinem Kalender, kühl und schwer, als trüge er all die Trauer und Endgültigkeit sichtbar vor sich her.

„Lebe die Zeit mit Perspektive Ewigkeit“ – in diesen Tagen geht mir diese Liedzeile des Liedermachers Samuel Harfst nicht aus dem Kopf. Sein Lied erzählt vom Wunder der Schöpfung und davon, als Mensch Teil dieser göttlichen Schöpfung zu sein. Wir gehen nicht auf in Zeit und Raum, die uns unsere menschlichen Grenzen diktieren, sondern wir sind Geschöpfe – gemacht für die Ewigkeit.

Und bei diesem Gedanken, da merke ich, wie sich der Trauerflor lüftet, ich selbst in meinem Inneren wieder leichter werde denn: Der Sonntag vor dem ersten Advent: das ist eben nicht nur Toten-Sonntag, es ist ebenso auch Ewigkeits-Sonntag! Unserem Tod hier bei uns, stellt Gott die Ewigkeit entgegen – seine Ewigkeit! Ein neuer Anfang und ein neues Leben bei ihm. Nicht nur heute, an diesem Sonntag – sondern immer wieder neu! Es kommt auf die Perspektive an!


Anabel Cosima Platalla ist evangelische Pfarrerin der Ev. Kirchengemeinde Langenaubach mit Flammersbach

 

 

 

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