Vorweihnachtszeit
Warum feiern wir Advent?
© Getty Images, juefrateamViele freuen sich auf die besondere Atmosphäre im Advent27.11.2024 pwb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
veröffentlicht 20.11.2024
von Hans Genthe
Kaum sind die Sommerferien vorüber, beginnt im Einzelhandel der Advent im September mit Lebkuchen und Spekulatius. Der Spätherbst wartet dann mit einem erstaunlichen Angebot an Adventskalendern auf: Vom klassischen Schokoladen-Adventskalender über Beauty-, Müsli-, Spielfiguren-Kalender ist alles dabei, um die Vorfreude auf Weihnachten zu verstärken. Dazu tragen in vielen Familien auch die Bräuche rund um die Weihnachtswichtel bei.
Jetzt beginnt aber auch für viele eine turbulente und oft stressige Zeit: Geschenke werden besorgt, Weihnachtslieder gesungen, Plätzchen gebacken, Geselligkeit auf dem Weihnachtsmarkt gepflegt und im Job werden mit Hochruck die Aufgaben erledigt, die bis Jahresende noch zu tun sind.
Aber was steckt eigentlich hinter dem Advent? Warum feiern wir ihn? Die Bedeutung des Advents wird hier im Video erklärt und unten ausführlich in den FAQs. Außerdem stellen wir eine spirituelle Übung vor, wie ein besinnlicher Moment der Stille in der stressigen Adventszeit gestaltet werden kann.
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Der Advent: Eine Zeit der Besinnung und spirituellen Einkehr
Inmitten der vielen Aufgaben des Alltags lädt der Advent ein, Adventsandachten zu besuchen oder sich zu Hause einige Momente der Stille zu gönnen. Diese Zeit bietet die Möglichkeit, das Warten und Nichtstun einzuüben, sich christlichen Adventsbotschaften zu öffnen und sie mit der persönlichen Lebenssituation in Verbindung zu bringen.
Eine kurze spirituelle Übung für die Adventszeit
Nehmen wir uns jetzt eine Zeit der Stille, des Nichtstuns, im Dunkeln – und lassen unser Herz wachen und sehen.
- Eine schöne Kerze kann angezündet werden.
- Wer mag, bleibt sitzen.
- Wer möchte, kann aufstehen und die Hände öffnen.
Nach einigen Minuten der Stille können dann diese Worte ihre Wirkung entfalten:
"Das Licht der Herrlichkeit scheint mitten in der Nacht. Wer kann es sehen? Ein Herz, das Augen hat und wacht."
(Angelus Silesius)
Ein Adventsgebet kann den persönlichen Moment der Stille abschließen.
(Idee aus: Adventsandacht - Warten und Nichtstun - von Zentrum Verkündung der EKHN)
Häufig gestellte Fragen über die Bedeutung und Hintergründe des Advents
Wann ist Advent?
Der 1. Advent muss ein Sonntag sein, dem weitere drei Adventssonntage folgen. Ein Zeichen dafür ist das Anzünden der ersten Adventskerze eines Adventskranzes. Deshalb beginnt der Advent manchmal Ende November oder Anfang Dezember. Auf den 4. Advent folgt das Weihnachtsfest am 25. Dezember. Somit ist die Adventszeit am kürzesten, wenn der 4. Advent auf Heiligabend fällt.
Das Wort "Advent" bedeutet Ankunft. Gemeint ist das Ankommen Christi am Ende der Zeit als Richter und Retter der Welt. Deswegen haben sich die Menschen in früheren Zeiten durch Fasten auf dieses Ereignis vorbereitet. Daran erinnern bis heute Lieder und Texte der Adventssonntage im Gottesdienst.
Heute erleben die meisten Menschen den Advent vor allem als eine Einstimmung auf das Weihnachtfest im Kreis der Familie.
Welche religiöse Bedeutung hat der 1. Advent?
Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu in dieser Welt. Damit ist der Advent auch eine Zeit der Vorfreude. Es ist die Zeit der inneren Vorbereitung auf Jesus Christus, der Recht und Frieden bringt. Ihn zu begrüßen heißt, die Herzen weit aufzumachen für Gott und die Menschen neben mir.
Zudem beginnt das neue Kirchenjahr am 1. Adventssonntag.
Wie hat sich der Advent im Laufe der Kirchengeschichte entwickelt?
Ursprünglich war die Adventszeit eine Fasten- und Bußzeit. Denn die Christ:innen haben sich auch auf Vorstellung einer zweiten Ankunft Jesu am Ende der Welt hin ausgerichtet. Durch die Vorbereitung auf dieses Weltgericht hatte die Adventszeit einen Bußcharakter. Im 4. Jahrhundert war diese Zeit durch Gottesdienstbesuche, Fasten und gute Werke gekennzeichnet und dauerte nur drei Wochen, wie Quellen aus Spanien und Gallien belegen.
Bis ins 7. Jahrhundert hinein begann der Advent bereits am Tag des Heiligen Martin, also am 11. November. Darauf folgte eine 40-tägige Fastenzeit bis zum Epiphaniastag am 6. Januar. Das waren dann insgesamt acht Wochen abzüglich der fastenfreien Sonn- und Feiertage und damit insgesamt 40 Tage. Diese Zahl kommt aus der jüdischen und christlichen Überlieferung. Denn auch Jesus fastete 40 Tage in der Wüste und das Volk Israel war 40 Jahre in der Wüste unterwegs. Im Mittealter wurde mehr und mehr der Advent mit vier Sonntagen gebräuchlich.
Welche Kirchen feiern den Advent noch als Fastenzeit?
In der orthodoxen Kirche in Ländern wie Russland und Griechenland gibt es gar keinen Advent wie bei uns, sondern, ähnlich wie in der frühen Zeit der Kirche, eine Fastenzeit, die dort am 15. November beginnt und am 24. Dezember endet. Weihnachten feiert man dort nach dem alten julianischen Kalender erst am 6. Januar. Advent und Weihnachte sind also dort nicht zeitlich verbunden. Im Sommer 2023 hat die Ukraine beschlossen, sich zukünftig an den westlichen Zeitplan von Advent und Weihnachten zu halten.
Wie modern sind die Adventsbräuche?
Die Art, wie wir heute Advent feiern, ist ziemlich modern. Viele unserer Adventsbräuche stammen gerade mal aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der erste gedruckte Adventskalender erschien 1902. Um 1920 gab es die ersten Adventskalender mit Türchen zum Öffnen. Und erst seit 1958 ist manchmal Schokolade drin.
Wer hat den Adventskranz erfunden?
Den ersten Adventskranz hing Pfarrer Johann Hinrich Wichern 1839 im „Rauhen Haus“ in Hamburg auf. Das war eine Einrichtung für verhaltensauffällige und arme Kinder. Für die Kinder, die er dort aufgenommen und betreut hat, nahm Wichern einen hölzernen Kranz mit 23 Kerzen, 19 kleinen roten für die Werktage bis Weihnachten, vier dicke weiße für die Sonntage. In den orthodoxen Kirchen haben die Adventskränze sechs Kerzen, denn die orthodoxen Christen bereiten sich sechs Wochen auf das Fest vor hat.
Wie kann ich hungernden und armen Menschen im Advent helfen?
Während der Adventszeit kommen auch die Menschen verstärkt in den Blick, die mit Armut, Hunger, Krankheiten und mangelnden Lebensperspektiven zu kämpfen haben. So ermöglicht die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" mit Spendenaufrufen benachteiligte Menschen rund um den Globus Hilfe zur Selbsthilfe.
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