Impuls

Singen - gerade jetzt!

Von der Kraft des Singens gerade in schwierigen Zeiten spricht Astrid Slenczka. Die Dekanatsjugendreferentin für die Evangelische Jugend im Dekanat an der Dill ermutigt: "Lasst uns Gott singen!"

02.05.2021 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback

„Singet dem Herrn ein neues Lied…“ Wie gern würde ich das mal wieder mit anderen zusammen tun. Gemeinsam singen im Chor, im Gottesdienst, bei einer Geburtstagsfeier, auf einem Konzert – ist eines der Dinge, die ich gerade besonders vermisse.

Klar, ich kann zu Hause singen - mit Angehörigen meines Hausstandes oder mit stumm geschaltetem Mikrofon in der Videokonferenz-Chorprobe. Doch das ist nicht dasselbe.

Sollte ich es also lieber lassen? Auch weil mir zur Zeit manchmal wenig nach Singen zumute ist? Mir fällt da die Geschichte von Paulus und Silas ein. Sie sitzen im Gefängnis, die Füße im Holzblock, und singen Gott Loblieder. Sie singen nicht erst nachdem die Gefängnismauern durch ein Erdbeben erschüttert worden, die Türen aufgesprungen und die Ketten von den Gefangenen abgefallen sind.

Sie singen nicht erst als sie frei sind, sondern vorher - mitten in der Einschränkung und trotz der Ungewissheit, wie es weitergehen wird. Mich beeindruckt das.

Aber es fällt mir nicht immer leicht, es Paulus und Silas nachzumachen. Vielleicht ist der Sonntag Kantate („Singet!“) eine gute Erinnerung für uns auch in widrigen Umständen Lieder anzustimmen – selbst wenn wir es zurzeit nur allein oder im Familienkreis tun können.

Und wenn Dank- oder Loblieder gerade nicht über meine Lippen kommen wollen, dann darf ich Gott auch meine Klage, meine Trauer, meine Wut oder Angst singen. Nicht selten habe ich erlebt, dass er dann meine Klage in Freude und meine Angst in Zuversicht verwandelt hat.

Martin Luther beschrieb diese Erfahrung mit den Worten: „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

Also: Lasst uns singen! Auch und gerade jetzt.

„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ (Psalm 98,1)

Astrid Slenczka, Dekanatsjugendreferentin im Evangelischen Dekanat an der Dill