Kirchensynode
EKHN-Synode: "Mehr Einsatz für die Demokratie“
© Rolf Oeser
09.05.2025
mr
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Vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode sagte sie am Donnerstag (8. Mai 2025): „Wir sind als Kirche politisch, insofern wir uns nach wie vor und unermüdlich dazu äußern, wo wir die Rechte von Menschen missachtet sehen, sei es durch Taten, sei es durch Worte.“
Kirche habe es, daran sei sie „jüngst mahnend erinnert“ worden, mit den Fragen von Leben und Tod zu tun. Tietz: „Wir sind davon überzeugt, dass das Leben jedes Menschen von Gott gewollt ist und, dass - wie wir an Ostern gefeiert haben - Gott stärker ist als alle Mächte des Todes. Genau deshalb müssen wir darauf aufmerksam machen, wo in unseren Augen die Lebensmöglichkeiten von Menschen ungerechtfertigt beschnitten werden, und müssen uns kritisch zu allen todbringenden, lebenzerstörenden Mächten, wie Hass, Gewalt oder Unterdrückung, äußern.“
Tietz hob hervor, dass sich Kirche für den Bestand unserer Demokratie einsetze – in Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Kräften. Dabei sei es besonders wichtig, das Bewusstsein wachzuhalten, dass unsere Demokratie auf der gleichen Würde aller Menschen gründet.
Kirche hat gesellschaftliche Relevanz
Als „Lebensadern“ der Kirche bezeichnete Tietz die Liturgie, das Zeugnis, die Bildung und Seelsorge, die Diakonie und die Gemeinschaft. „Keine dieser Lebensadern darf verkalken.“ Diese Kirche habe gesellschaftliche Relevanz – gerade in unserer Zeit, so Tietz. Sie sei vor Ort präsent und offen für verschiedene Frömmigkeitsformen. Sie lebe vom Engagement Haupt- und Ehrenamtlicher, sei geprägt von der Arbeit von, für und mit jungen Menschen und zeichne sich durch breites diakonisches Engagement aus.
Keine „Billige Gnade“ für Täter
Auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche wurde von Christiane Tietz thematisiert. Sie warnte vor „billiger Gnade“ und zitierte damit eine Formulierung Dietrich Bonhoeffers. „Billige Gnade“, also die „Predigt der Vergebung ohne Buße“, dürfe es nicht geben, schon gar nicht bezogen auf die Missbrauchsfälle und die davon betroffenen Personen. „Wir müssen eine differenzierte Rede von Schuld und Sünde lernen“, so Tietz. „Deshalb darf aus dem Bereuen des Täters nicht die Forderung an betroffene Personen, vergeben zu müssen, abgeleitet werden.“
ekhn2030 - Vielfalt und Polyphonie
Tietz ging auch auf den aktuellen Transformationsprozess der EKHN ein, der durch Vielfalt und die „Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen“ geprägt sei. Dieser sei sehr komplex und wirke sich aktuell in den verschiedenen Kirchengemeinden sehr unterschiedlich aus. „Bei meinen vielen Besuchen und Gesprächen in unserer Kirche hat mich beeindruckt, an wie vielen Orten es aber doch gelingt, die Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen auszuhalten“, äußerte sie sich zur laufenden Arbeit im Prozess.
Das Gelingen dieser vielfältigen Arbeitsprozesse, an denen sehr viele verschiedene Menschen beteiligt sind, verglich Christiane Tietz mit der Musik. Dort sind viele Stimmen und Instrumente gleichzeitig zu hören, die mal disharmonisch, mal harmonisch einen polyphonen Klang ergeben. „Mein Wunsch ist, dass uns im Transformationsprozess eine solche musikalische, polyphone Wahrnehmung gelingt. Dann können wir die Gleichzeitigkeit des Unterschiedlichen aushalten und reiben uns nicht in falschen Alternativen auf. Dann spielt nicht jeder möglichst laut nur seine eigene Stimme“, sagte sie.
Begeistert von Menschen und Aufgaben
Zu ihren ersten Monaten im neuen Amt sagte sie: „Die Vielfalt der Arbeitsfelder, die ganz unterschiedlichen Menschen, mit denen ich im Gespräch bin, begeistern mich.“
Auf der Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gab Kirchenpräsidentin Christiane Tietz erstmals den traditionellen „Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft“ ab. Sie stellte ihn unter das biblische Wort „So spricht unser Gott: ‚Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.‘“ (Jesaja 41,19). Tietz ist seit Februar 2025 die Nachfolgerin von Volker Jung und die erste Frau als Kirchenpräsidentin der EKHN.
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