Ev. Dekanat an der Dill

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote zu Ihnen passen. Mit unserem Newsletter (Anmeldung unten rechts) informieren wir Sie gerne aktuell.

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

Impuls

Den Blick schärfen

Meist verbreiten sich schlechte Nachrichten schneller als Gute. Oft ist unser Blick getrübt von miesen Erfahrungen und Befindlichkeiten. Gerade jetzt ist es vielleicht an der Zeit, sich die Augen zu reiben und die Welt wieder etwas positiver in den Blick zu nehmen, meint Pfarrerin Annette Seifert.

 

Amos Oz erzählt in der Geschichte „Der König von Norwegen“ von dem einsamen Gärtner Zwi Provisor im Kibbuz Jikhat, der seinen Mitmenschen bei jeder Gelegenheit von Katastrophenmeldungen berichtet, die er aus dem Radio, der Zeitung oder durch das Lesen von Traueranzeigen auf Lager hat.

Dass sich seine Nachbarin in ihn verliebt hat und deswegen sogar ein neues Kleid trägt, bemerkt er einfach nicht. Zu sehr ist er verkapselt in seinem einsamen Leben inmitten der Gemeinschaft und seinem Augenmerk auf schlechte Nachrichten.

Oz dieser grandiose israelische Schriftsteller und Mitbegründer der Shalom Achschav- (zu deutsch: "Frieden-Jetzt"-) Bewegung … einmal bin ich ihm an einem verregneten Abend in einem Literatur-Café in Jerusalem begegnet und dann noch einmal in Arad im Negev. Solche Begegnungen vergisst man nicht, vor zwei Jahren ist er gestorben. Er hat es geschafft, dass man über die Figuren in seinen Erzählungen und Romanen noch lange nachdenkt und sie einem beim Lesen merkwürdig vertraut werden.

Wie dieser einsame Gärtner Zwi Provisor – und viele von uns fühlen uns zur Zeit auch einsam – warum sieht er nur das Schlechte und nicht das Schöne? Hat er so viel Leid durch gemacht? Und das Gute wäre nur fremd und ungewohnt und kaum zu ertragen?

Bringt das auch das Alleinsein mit sich, trübe gedankenverlorene Blicke auf das, was uns umgibt? Und achten wir auch auf das Schöne im Alltag und berichten uns vor allem gegenseitig davon?

Dass morgens auf der Fensterbank eine Blaumeise gesessen hat oder jemand nach schwerer Krankheit geheilt wurde oder wir eine gute Begegnung hatten?

Meist werden schlechte Nachrichten verbreitet. Und unser Blick ist getrübt von miesen Erfahrungen und Befindlichkeiten. Manchmal ist es jedoch an der Zeit, sich die Augen zu reiben und die Welt, die vor allem wunderbar von Gott geschaffen wurde, wieder positiv in den Blick zu nehmen.

 

 

Pfarrerin Annette Seifert, Vakanzvertretung in Steinbrücken, Mandeln und Rittershausen

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top