Ev. Dekanat an der Dill

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Ahrtal

"Das kann sich keiner vorstellen"

Eberhard Hoppe

Das Ausmaß an Zerstörung ist mit Worten nicht zu beschreiben, auch nicht Monate später. Nach dem Hochwasser der Ahr sind weggespülte Straßenzüge, zerstörte Häuser und das Geröll noch immer sichtbar. Notfallseelsorger Eberhard Hoppe berichtet vom Dienst dort.

Becker-von Wolff

Ein beschauliches Flüsschen wie die Ahr tritt acht Meter über die Ufer und wird zum reißenden Strom: Etwa 1400 Häuser sind weggeschwommen, etliche werden nicht mehr an Ort und Stelle aufgebaut. Für die Notfallseelsorger wie Eberhard Hoppe bot sich ein Bild des Chaos pur. "Wir Notfallseelsorger gingen von Haus zu Haus, erst in einer zweiten Phase bildeten sich Hilfspunkte heraus", berichtet Pfarrer Eberhard Hoppe. Zunächst haben die Helfer - darunter Helfer vom THW und den Feuerwehren - vom Nürnburgring agiert, später vom Flughafen Mendig aus.

Als Einsatzleiter hat Eberhard Hoppe dort Dienste für 60 Notfallseelsorgerinnen und -Seelsorger koordiniert. In dieser Situation zählt Geld nichts, viel wichtiger waren Hilfsgüter, die bestellt und prompt geliefert wurden. Zunächst gab es nur ein Auto für alle Einsätze, daraufhin hat Eberhard Hoppe Autos bestellt und hat 17 Autos in den nächsten Tagen erhalten. Das war unglaublich, sagt Eberhard Hoppe, der auch die Kooperation über Konfessions- und Glaubensgrenzen hinweg sehr lobt: Man habe den Wert der Zusammenarbeit neu entdeckt, das war eine schöne Erfahrung.

Auch die einsetzende Solidarität war beeindruckend: Alleine am Nürburgring werden Spenden auf einer Fläche gesammelt, die so groß ist wie drei Fußballfelder. Der Nürburgring wird später auch Zentrale für den Katastropheneinsatz von Feuerwehr, THW und Bundeswehr.

Besonders bewegt hat ihn eine Begegnung mit einem Mann, der alles Materielle wie Haus und Auto verloren hat, aber dennoch sagte: Er sei der glücklichste Mann auf der Welt, weil er und seine Familie überlebt haben. Das sei ihm wichtiger als alles Materielle.

Seelsorge – einfach da zu sein für die Menschen. Das habe den Menschen geholfen, sagt Pfarrer Eberhard Hoppe und dankt allen, die in Gebeten und mit Spenden den Menschen im Ahrtal helfen. Es wird seitens der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) weiter Sonderpfarrstellen im Ahrtal geben, sagt der Pfarrer, der im Dekanat an der Dill die Notfallseelsorge koordiniert.

Die Hochwasserkatastrophe hat Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen betroffen. Besonders schlimm stellt sich die Lage an der Ahr dar. Ganze Orte wurden hier zerstört, noch immer werden Opfer geborgen und Menschen vermisst.

Nach Dauerregen und örtlich extrem starken Regenfällen am Mittwoch, 14. Juli 2021, und in der Nacht zu Donnerstag , 15. Juli 2021, gibt es in Rheinland-Pfalz Überflutungen in nie gekanntem Ausmaß. Unvorstellbare Wassermassen reißen Häuser und Brücken mit, die Pegel steigen in nie gekannte Höhen. Die ganze Tragweite der Katastrophe wird langsam am Donnerstagmorgen deutlich. In dem Vorher-Nachher-Foto der Gemeinde Altenahr ist deutlich zu sehen, wie das Flüsschen Ahr zu einem reißendem Strom wird und Altenahr überschwemmt.

Die Zahlen: 42.000 Menschen sind vom Hochwasser betroffen. 134 Opfer der Flutkatastrophe sind bisher geborgen, 73 Menschen sind bis heute vermisst. 766 Menschen werden verletzt (Stand: 28.07.2021). Die Schäden gehen in die Milliarden.

Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es nach Überschwemmungen zahlreiche Tote. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) spricht am Donnerstag nach der Flut von einer noch nie erlebten Katastrophe. Die Lage in den Hochwassergebieten bleibt zunächst unübersichtlich, Strom- und Mobilfunknetz sind ausgefallen, genauso wie die Gas- und Wasserversorgung. Vier Kreise rufen den Katastrophenfall aus.

In Trier wird der Stadtteil Ehrang im Laufe des Donnerstags wegen Hochwasser geräumt, darunter auch ein Krankenhaus und ein Seniorenheim. Ganze Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten, zahlreiche Straßen und Brücken zerstört. Tausende Rettungskräfte sind im Einsatz, auch die Bundeswehr ist im Katastrophengebiet. Unzählige Freiwillige helfen bei der Rettung. Alleine mit Hubschraubern werden 330 Personen von Dächern und aus Bäumen geholt.

Der Landrat von Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), spricht von der größten Katastrophe der Region seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Rettungseinsätze ziehen sich bis in den Freitag hinein. Zunächst gelten 1.300 Menschen vermisst, die Opferzahlen steigen. Alleine in einer Einrichtung für behinderte Menschen in Sinzig werden insgesamt zwölf Personen tot geborgen.

Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist enorm: Auch die Evangelische Kirchengemeinde Hirzenhain und Simmersbach werden das Spendenkonto beibehalten. Aktuell werden besonders betroffene Familien im Ahrtal unterstützt.

Schon jetzt steht fest, dass die Flut die Region verändern und der Wiederaufbau lange dauern wird.

Das finanzielle Ausmaß der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz ist noch unklar. Das Finanzministerium des Landes geht alleine bei den sichtbaren Schäden von einer Milliardenhöhe aus. Die Infrastruktur ist teilweise völlig zerstört.

Aktuell wird das Mobilfunk- und Festnetz wieder aufgebaut. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen muss die Deutsche Bahn sieben Strecken komplett neu bauen oder sanieren. Nach Angaben der Bahn sind 600 Kilometer Schiene zerstört und 80 Bahnhöfe teilweise schwer beschädigt. Eine Gasleitung im Kreis Ahrweiler wurde ebenfalls über mehrere Kilometer völlig zerstört, der Wiederaufbau könnte bis in die kalte Jahreszeit dauern.

Auch zahlreiche Straßen sind zerstört. Insgesamt riss die Flut außerdem 60 Brücken mit. Aktuell werden fünf Behelfsbrücken über die Ahr aufgebaut. Dies ist besonders wichtig für die Infrastruktur, denn immer noch müssen Einsatz- und Hilfskräfte weite Umwege fahren, um über den Fluss zu kommen.

Die Ortschaften sind mittlerweile teilweise wieder mit dem Auto erreichbar. "Telefonisch kommen wir weiterhin nicht überall durch. Auch nicht per Handy. Die Strom- und Wasserversorgung ist ebenfalls in manchen Orten unterbrochen, heißt es in einer Nachricht der Kirchengemeinde Adenau.

» Das Spendenkonto lautet:

Kollektenkasse Hirzenhain
IBAN: DE91 5176 2434 0023 8171 01
VR Bank Lahn-Dill eG
BIC: GENODE51BIK

Bitte genaue Anschrift und Verwendungszweck "Katastrophenhilfe Hochwasser VG Adenau" angeben. Zum Jahreswechsel werden Spendenquittungen ausgestellt.

Ev. Gemeindebüro für Eschenburg
Eckestraße 12
35713 Eschenburg-Eiershausen
Telefon 02774-918 50 81
Fax: 02774-918 50 82

Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 10:00 bis 12:00 Uhr; Di und Do, 15:00 bis 18:00 Uhr

 

 

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