Ev. Dekanat an der Dill

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Impuls

Zwei Hemden und ein Geburtstag

Privat

Theoretisch sind fast alle Menschen gegen Egoismus, Korruption und Gewalt. Theoretisch ist es ziemlich einfach, für Mitmenschlichkeit, für Ehrlichkeit und Frieden zu sein, meint Pfarrer Stefan Claaß in seinem Impuls. Und er verrät, was das mit dem 24. Juni zu tun hat.

Von Pfarrer Stefan Claaß

 

„Wenn du zwei Häuser hättest, fragt der Freund, würdest du mir eines abgeben?“ „Klar“, antwortet der andere. „Und wenn du zwei Autos hättest?“ Kurzes Zögern. „Sicher doch!“ lautet die Antwort. „Und wenn du zwei Hemden hättest?“ „Auf gar keinen Fall!“ schüttelt der andere den Kopf. „Aber warum denn nicht?“ „Ganz einfach: weil ich zwei Hemden habe.“

Je weiter entfernt vorbildliches Verhalten ist, desto leichter ist es zuzustimmen. Theoretisch sind fast alle Menschen gegen Egoismus, Korruption und Gewalt. Theoretisch ist es ziemlich einfach, für Mitmenschlichkeit, für Ehrlichkeit und Frieden zu sein.

Aber wenn es praktisch wird in der Nachbarschaft und im Alltag, wird es schon schwieriger. Habe ich noch genug für mich, wenn ich abgebe und spende? Muss ich darauf hinweisen, dass die Kassiererin mir zu viel Wechselgeld gegeben hat?

Am Mittwoch, am 24. Juni, war der Geburtstag eines Mannes, der uns dabei helfen kann, konkret zu werden. Es ist Johannes der Täufer, ein halbes Jahr älter als Jesus. Zu ihm an den Jordan strömten die Menschen in Scharen. „Wie sollen wir leben? Was sollen wir tun?“ fragten sie ihn. Im Lukasevangelium, Kapitel 3, steht seine Antwort: „Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, der tue ebenso.“

Johannes hat die Menschen herausgefordert, nicht nur theoretisch so zu leben, dass es der Gemeinschaft dient. Er war durch und durch Praktiker. Bescheiden im eigenen Leben und eindeutig in seinen Reden: Gib ab, was du übrig hast. Hau andere nicht übers Ohr. Tu niemandem Gewalt an.

Warum? Weil du damit Gott ehrst und langfristig etwas für diese Beziehung tust. Und weil es den Mitmenschen dient. Zweimal gewonnen mit einer guten Tat. Gottesdienst im Alltag. Seit Mittwoch denke ich an Johannes und nehme mir vor, auch konkreter zu werden in meinem Leben.

Gelegenheiten dazu bieten sich an jedem Tag. Und es fällt leicht, an Johannes zu denken. Weil mir die Geschichte mit den Hemden immer dann einfällt, wenn ich morgens den Schrank aufmache.

 

Pfarrer Stefan Claaß ist Professor für Predigtlehre und Gottesdienstgestaltung am Theologischen Seminar Herborn

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