Ev. Dekanat an der Dill

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Erstes Grabfeld für zu früh verstorbene Kinder

Ort für Sternenkinder

In Sinn haben Bürgermeister Hans-Werner Bender, Pfarrerin Sabine Kohlbacher und ihr Mann Pfarrer Michael Kohlbacher (rechts, kniend) die Grabstätte eingeweiht.

In Sinn wurde eine Grabstätte für „Sternenkinder“ auf dem Sinner Waldfriedhof eingeweiht. Hier können Eltern, deren Kinder vor oder kurz nach der Geburt gestorben sind, würdig beisetzen lassen.

 

Schon vor über zehn Jahren hat Pfarrerin Sabine Kohlbacher angeregt, ein Grabfeld für „Sternenkinder“ anzulegen. Damals fand die Seelsorgerin mit ihrer Idee kein Gehör. „Die Zeit war noch nicht reif dafür“, sagt sie zurückblickend. Heute steht sie mit ihrem Mann Pfarrer Michael Kohlbacher und Bürgermeister Hans-Werner Bender auf dem Waldfriedhof in Sinn vor einem stilisierten Kreuz aus Bronze.

 

Das Kreuz mit dem im Boden eingelassenen Stern ist Teil einer Gedenk- und Grabstätte für Kinder, die „still geboren“ werden. Es ist die erste Anlage dieser Art im alten Dillkreis, die von einer Kirchengemeinde angeregt wurde.

 

Sternenkinder werden die Kinder genannt, die noch bevor sie das Licht der Welt erblicken, gestorben sind. Ursprünglich wurde der Begriff enger gefasst und galt nur für Kinder, die bei der Geburt weniger als 500 Gramm wogen: Die Fehlgeburten. Diese Kinder gab es offiziell nicht. Sie hatten kein Recht auf einen Namen, eine Sterbeurkunde und auf ein Begräbnis. Föten mit weniger als 500 Gramm wurden teilweise mit dem Klinikmüll entsorgt.

 

Mit der Neuregelung 2013 im Personenstandsrecht können Eltern von „Sternenkindern“ die Geburt beim Standesamt anzeigen und ihrem Kind damit offiziell eine Existenz geben. Sie können ihr Kind jetzt auch beerdigen. Das war vor 2013 nur mit Kindern möglich, die mehr als 500 Gramm wogen, und als Totgeburten galten.

 

Für die betroffenen Angehörigen ist es letztlich gleich, ob es eine Fehl- oder eine Totgeburt ist oder das Kind nur wenige Stunden lebte. Die Trauer über den Verlust ist groß. Heute wisse man, dass die Bindung der Eltern zu ihrem Kind mit dem Wissen um seine Existenz beginne. Auch deshalb ist ein Grabfeld so wichtig. „Für das, was ich liebe und nicht mehr habe, brauche ich einen guten Ort“, sagt Sabine Kohlbacher.

 

Gemeinsam mit der Kommunalgemeinde Sinn hat die Evangelische Kirchengemeinde Sinn eine Grabstätte für tot- oder fehlgeborene Kinder angelegt. Es liegt in direkter Nähe zu den Kindergräbern. Die Kinder werden hier in der Nähe des Bronzekreuzes in Wiesengräbern beigesetzt. Eine Platte mit den Namen der Sternenkinder gibt es nicht.

 

Beerdigt werden können in Sinn alle „Sternenkinder“ – egal, woher sie stammen und welcher Konfession sie angehörten. „Und die Eltern bekommen das an Begleitung, was sie brauchen, sagt die Pfarrerin. „Die Eltern können alleine zur Beerdigung gehen oder die Beisetzung von einem Pfarrer gestalten lassen. Die Eltern entscheiden, was ihnen gut tut und was für sie der richtige Weg ist“. Sabine Kohlbacher, die von 1999 bis 2005 als Klinikseelsorgerin an der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey (Rheinland-Pfalz) tätig war und heute an den Dill-Kliniken in Dillenburg und an der Vitos-Klinik in Herborn als Seelsorgerin tätig ist, kennt etliche Familien, die um ihr Kind trauern.

 

„Als Trost sei vielen Frauen gesagt worden, „so etwas passiert eben“. Väter sei noch weniger zugestanden worden, über den Tod des Kindes zu trauern. „Verdrängte Trauer schadet der Seele“, sagt Sabine Kohlbacher, die froh ist, dass es nun Orte für Sternkinder gibt: „Für die Eltern ist es wichtig, zu wissen, wo ihr Kind begraben ist, in Sinn bieten wir ein solches Gräberfeld an“, sagt Sabine Kohlbacher.

 

Bürgermeister Hans-Werner Bender sagt: „Seitens der Kommune Sinn haben wir die Anregung des Pfarrerehepaars Kohlbacher aufgenommen und gemeinsam die Gedenk- und Ruhestätte für Sternenkinder umgesetzt. Die wunderschöne Skulptur ist in der Kunstgießerei Rincker in Sinn entstanden und wurde von einem Ehepaar aus Sinn gestiftet. Die Umsetzung der Wiesenanlage hat unser Personal vom Bauhof gerne übernommen und wie ich finde sehr gut umgesetzt“.

 

Die Grabstätte in Sinn ist die erste und noch einzige ihrer Art im ehemaligen Dillkreis. In Dillenburg plant die Oranienstadt auch ein Gräberfeld, das aber erst noch entstehen soll. Keine Grabstelle aber eine Gedenkstätte für „Sternenkinder“ gibt es noch auf dem Friedhof in Eschenburg-Eibelshausen.

 

» FOTO: Bürgermeister Hans-Werner Bender, Pfarrerin Sabine Kohlbacher und ihr Mann Pfarrer Michael Kohlbacher (rechts) vor dem Bronzekreuz mit dem fünfzackigen Stern als Symbol für die Sternenkinder, die hier auf dem Waldfriedhof in Sinn begraben werden. FOTO: HOLGER JÖRN BECKER-VON WOLFF 

 

 

 

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