Ev. Dekanat an der Dill

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Mit Video: Gewalt wirkt nach

„Der Krieg ist so lange her“ oder „Ich lass mir doch keine Trauer verordnen“ so oder ähnlich klingen vereinzelt die Kommentare, wenn es um den Volkstrauertag geht. Sabine Kohlbacher ist sich sicher, es braucht den Volkstrauertag - gerade in unserer heutigen Zeit.

„Der Krieg ist so lange her“, „Ich lass mir doch keine Trauer verordnen“ so oder ähnlich lauten Kommentare zum Volkstrauertag. Was soll der Volkstrauertag in unserer heutigen Zeit?

Die Menschen zur Zeit der Bibel wussten von etwas, was Therapeut*innen erst im 20. Jahrhundert erforscht haben. Traumatische Erlebnisse werden von einer Generation auf die nächste übertragen. Die Schrecken des Krieges haben Auswirkungen auf drei bis vier Generationen gehabt.

Was die Wissenschaft transgenerationale Weitergabe von Traumata nennt, beschreibt die Bibel mit den Worten „Gott sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.“ Gewalt und Krieg wirken lange nach.

Nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges wurden die Verlierer gedemütigt. Zur wirtschaftlichen Not kam die Scham, verloren zu haben. Scham ist ein zerstörendes, Menschen niederdrückendes Gefühl. Diese Schamgefühle konnten die Menschen unter Hitler ablegen. Doch dieser wiedergewonnene Stolz hatte einen Preis.

Der Zweite Weltkrieg brachte ungeheures Leid. Viele Kinder erlebten Dinge, die ihre Seelen nicht verkraften konnten. Dies wirkte sich auf die Kinder der Kriegskinder aus. Eltern, die emotional nicht erreichbar waren. Eltern, die ihre Kinder so beschützten, dass diese sich nicht entwickeln konnten. Die Kinder der Kriegskinder versuchten, sich in der 1968er Bewegung zu befreien.

Die Schrecken der Kriege beeinflussen noch heute unsere Entwicklung. Darum ist es auch für junge Menschen wichtig zu bedenken, dass Gewalt und Krieg lange nachwirken. Auch heute gibt es Menschen, die sich schämen, in unserer Gesellschaft nichts zu erreichen. Sie sind anfällig für Feindbilder und Selbstüberschätzung durch rechtsradikales Gedankengut.

Stellen wir uns dem entgegen. Das Gedenken am Volkstrauertag kann uns helfen, die Erfahrung der Bibel bei uns Wirklichkeit werden zu lassen: Gott erweist Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote halten.

 

Sabine Kohlbacher ist evangelische Pfarrerin und als Seelsorgerin an den Dill-Kliniken in Dillenburg tätig.

 

 

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