Ev. Dekanat an der Dill

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CORONA

Familie braucht Freiräume

Becker-von Wolff

Ein Virus verändert die Welt, es schränkt die sozialen Kontakte ein - und das sorgt je länger diese Kontaktsperre gilt - auch unweigerlich für Konflikte in den Familien. Jörg Moxter, Leiter der Beratungsstelle Herborn, empfiehlt Familien und Paaren, den Lock-Down für sich zu nutzen - und eine entsprechende Haltung zu entwickeln...

 

„Lasst Euch gegenseitig Luft zum Atmen!“, sagt Pfarrer Jörg Moxter: Der Schlüssel für ein gutes Miteinander liege darin, sich und dem anderen Freiräume zu bewahren. Die Corona-Kontaktsperre biete auch viel Positives: Füreinander Zeit haben, mal wieder gemeinsam etwas spielen, kochen oder zusammen einen Film ansehen.

Je länger die Corona-Auszeit andauert, werden Spannungen in den Familien nicht ausbleiben, da ist sich der Leiter der Beratungsstelle sicher: "Es ist eine schwierige Situation, weil wir uns für eine unbestimmte Zeit beschränken müssen. Keiner weiß, wie lange."

Zeiten vereinbaren, was wann dran ist

Weil jede Familie anders tickt, sind eindeutige Tipps schwierig: "Wenn ich eine Empfehlung geben soll, dann ist es die eine, den Tag zu strukturieren und für geregelte Abläufe in der Familie zu sorgen: Also zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam zu frühstücken, auch wenn es eine Stunde später ist als sonst üblich, und den Tag in weitere Zeitfenster einzuteilen. Gemeinsam kann geklärt werden, von wann bis wann Hausaufgaben für die Schule gemacht werden, wann Pause ist, wann Fernsehzeit und wann Spielzeit ist. Und abends wissen wir, was wir geschafft haben".

Zwischen den Familienmitgliedern sollten Zeiten verabredet werden, in denen jeder alleine und ungestört ist: "In der Enge der Familie geht es darum, gute Grenzen zu haben und die des anderen zu respektieren. Respekt hat mit Rücksicht zu tun, also auch damit, den Anderen wohl-wollend zu sehen". Und: Manchmal ist Distanz für den Familienfrieden nötig, um die Situation besser zu ertragen. „Einander Räume zu lassen, das gibt Luft zum Durchatmen“ “, sagt Jörg Moxter, der seit 2002 in der evangelischen Beratungsstelle tätig und deren Leiter er seit 2013 ist.

In Gesprächen auf die Tonwahl achten

Eine weitere Empfehlung: „Vorwürfe und Vorhaltungen aus vergangenen Zeiten sind jetzt nicht hilfreich, zumal der Rückzug in der Enge der Wohnung fehlt und die üblichen ‚Fluchtmöglichkeiten‘ nicht gegeben sind. In diesen Zeiten ist es suboptimal, einen „Gerichtssaal“ in der häuslichen Enge zu installieren.

Hilfreich ist es, in den Gesprächen auf die „Tonart“ zu achten: "Lieber Wünsche formulieren, statt Vorwürfe, sich mittzuteilen anstatt zu erwarten, dass der Andere ahnen soll, was ich brauche".

Weil die Bedürfnisse nach Nähe und Distanz unterschiedlich sind, gilt es den Partner oder die Kinder wahrzunehmen und ihnen zuzuhören. „Das heißt durchaus auch, ihnen freundlich zu sagen, dass man den Wunsch verstanden hat, aber es heute so nicht umsetzen kann. Jetzt ist die Gelegenheit, auch für die Zukunft zu lernen, wie wir dem anderen freundlich zugewandt auch mal Nein sagen können“.

Für Kinder und Jugendliche ist Freiheit und Selbstbestimmung, also fast alles zu jeder Zeit tun zu können, fast selbstverständlich: "In dieser Lebensphase des Aufbruchs müssen sie vermehrt, das Miteinander im Blick behalten und aus Solidarität stärker als bisher üblich Rücksicht nehmen auf andere. Abends darf man sich zu Hause dafür gegenseitig loben und wertschätzen, dass wir für die erkrankten und helfenden Menschen so tapfer die enge Gemeinschaft aushalten", sagt Pfarrer Moxter. Gefühle wie Trauer und den Ärger über Einschränkungen, das muss jetzt die Familie miteinander aushalten.

Eine letzte Empfehlung: Auch wieder mal einen echten Brief schreiben oder mal wieder ein echtes Telefonat führen, so von Ohr zu Ohr, auch das kann den Blick über den Tellerrand der familiären Enge weiten", meint Jörg Moxter und ergänzt: "Wir in der Beratungsstelle in Herborn wollen unser Mögliches tun und sind weiterhin telefonisch erreichbar".

Das Team der Evangelischen Beratungsstelle Herborn berät Kinder, Jugendliche, Eltern und Paare in der Quarantäne-Zeit telefonisch unter 02772 / 58 34 - 300.

 

Zur Person:

Jörg Moxter (Jahrgang 1959) ist seit Anfang Mai 2002 als Pfarrer und psychologischer Berater in der Evangelischen Beratungsstelle Herborn tätig. 2004 übernahm er bis 2009 zusätzlich zur halben Stelle in der Beratungsstelle die halbe Stelle der neu errichteten Profilstelle Bildung. Im Rahmen dieser Tätigkeit hielt Jörg Moxter viele Vorträge auch zu Erziehungsthemen in den Kirchengemeinden im damaligen Dekanat Herborn.

Die Verzahnung mit der evangelischen Erwachsenenbildung hat die Evangelische Beratungsstelle Herborn in vielen Gemeindekreisen bekannt gemacht. Pfarrer Jörg Moxter wurde 1988 ordiniert und war als Seelsorger sieben Jahre in der Gemeindearbeit und neun Jahre als Klinikseelsorger in der Psychiatrie in Bad Homburg, Frankfurt und Gießen tätig. Dort hat er viele therapeutische Gruppenangebote geleitet.

 

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