Ev. Dekanat an der Dill

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Von Pfarrer Andreas Friedrich,
Evangelische Kirchengemeinde Herbornseelbach


Ein schön restauriertes Fachwerkhaus in Bad Berleburg, Nähe Schloss. Die Inschrift auf dem langen Querbalken bringt mich ins Nachdenken: »Dass ich sterben muss, ist ein großer Verdruss ...« Direkt und grundehrlich: Der Tod durchkreuzt meinen Lebenswillen. Nimmt mir, was ich so sehr liebe. Macht mich einsam. Es hilft nichts, ihn zu verleugnen, verdrängen, beschönigen. Er ist und bleibt ein Feind.

In Berlin war auf einer Wand im Hinterhof ein Spruch gesprayt, in drastischen Worten: »Der Tod muss abgeschafft werden, diese verdammte Schweinerei muss aufhören.« Es ist die gleiche Botschaft wie auf dem Balken des Fachwerkhauses: wütend, voller Trauer, aber auch voller Ohnmacht. Denn wer sollte damit anfangen,
den Tod abzuschaffen?

So bleibt uns nur, uns darein zu fügen. In den Gottesdiensten werden am Ewigkeitssonntag die im vergangenen Kirchenjahr verstorbenen Gemeindeglieder namentlich verlesen. Viele stehen „verdrossen“ und voller Trauer an den Gräbern ihrer Lieben. Andere wollen diese dunkle Seite des Lebens überspringen und schalten bereits die Advents- beleuchtung ein.

Doch wenn wir versuchen, den Tod zu ignorieren, trifft er uns um so härter. Und wenn wir uns keinen Raum zum Trauern geben, werden wir den Weg zurück ins Leben nicht finden.

Ich weiß von vielen Menschen, die darunter leiden, dass kaum jemand bereit ist, ihre Trauer auszuhalten. Manchmal bricht sogar der Kontakt ganz ab, obwohl er gerade dann so wichtig wäre.
Trauernde haben oft das Gefühl, sie seien fehl am Platz in unserem geschäftigen Miteinander. Und das bei einem Thema, dass uns alle gleichermaßen betrifft - nur eben zum Glück nicht alle zur gleichen Zeit.

Wir sollten lernen, gemeinsam auch diesen Verdruss des Sterben- müssens auszuhalten. Es braucht oft gar nicht große Worte dazu, sondern „nur“ füreinander da zu sein. Gemeinsam schweigen, weinen, sich-tragen.

Die großen Worte, die uns sagen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, finden wir in uns nicht. Die werden uns zugesagt.
Am alten Fachwerkhaus steht es: »Das ich sterben muss, ist ein großer Verdruss. Dass ich den Tod nicht fürchte, machet Christus mit seinem Tod.« Am Ende steht eine Hoffnung. Sie hat einen Namen. Jesus Christus wird den Tod überwinden. Wie tröstlich, dass der „große Verdruss“ nicht alleine dasteht!

Treff für Trauernde in Herbornseelbach

Jeder Mensch trauert anders. Und trotzdem tut es manchmal gut, die eigene Trauer, die Wut, die Ohn- macht und die Zweifel aus- zusprechen vor Menschen, denen es ähnlich geht.
Der Treff für Trauernde lädt Sie ein, einfach mal dazu zu kommen und in einen geschützten Raum, in dem alles Gesagte dann auch bleibt, sich auszutauschen.

Termin:
immer am ersten Donnerstag im Monat,
von 19.30 bis 21 Uhr

Ort:

Ev. Kirche Herbornseelbach, Saal unter der Kirche (Nebeneingang zur
Bücherei)

Kontakte:

Rita Schmidt,
Telefon 0 2772 / 626 82

Sieglinde Henß,
Telefon: 0 2772 / 66 39

Pfarrer Andreas Friedrich,
Telefon: 0 2772 / 62 961

von Holger Jörn Becker-von Wolff
Öffentlichkeitsreferent für die
Evangelischen Dekanate Dillenburg und Herborn


Im Sommer zieht es mich oft und gern ans Meer. Das Meer ist faszinierend, das Meer ist geheimnisvoll, aber das Meer macht auch melancholisch. Gestatten Sie mir kurz diesen Gedanken: Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Küste - allein und schließen die Augen. Nichts ist zu hören als nur das Rauschen der Wellen. Und Sie beginnen zu ahnen, dass die Wellen seit Jahrtausenden, seit Jahrmillionen ans Ufer branden. Mich erinnert das an die eigene Endlichkeit: Wie kurz ist das Leben, wie schnell verrinnt es im Rhythmus der Jahre, wie schnell vergehen die paar Sommer, die Gott mir schenkt auf dieser Erde!
In der Bibel heißt es: „Was ist der Mensch?“ Wenn er lange lebt, so lebt er hundert Jahre. Wie ein Tröpfchen Wasser im Meer, wie ein Körnlein Sand sind diese Jahre im Vergleich mit der Ewigkeit.

Nirgendwo sonst erfahre ich die Grenzenlosigkeit Gottes so unmittelbar wie am Meer. Die Weite des Meeres, die Endlosigkeit des Himmels, das sind Geschwister der Ewigkeit. Beim Blick in einen nächtlichen Sternenhimmel oder hier über die Grenzenlosigkeit des Meeres, da werden die gleichen Fragen wach: Wie winzig kurz ist mein Leben, wie lange dauert die Ewigkeit?

Das sind genau die Fragen, die sich alle Religionen stellen. Religionen versuchen die Grenzen zu überschreiten, die Grenzen von Zeit und Raum, um Antworten zu finden. Und sie fragen danach, wie die Geschichte mit Gott weitergeht - ohne Ende. „Hinter dem Horizont geht es weiter“ - Die Ewigkeit Gottes hat kein Ende. Das sind magische, geheimnisvolle Augenblicke - so am Meer zu stehen und diesen Gedanken ein wenig nachzugehen.

Meist bleibt es nicht lange melancholisch. Andere Gefühle kommen auf in diesem Augenblick: Ich spüre, dass Gott mir so nahe ist wie niemals sonst und gleichzeitig so unendlich fern wie sonst nie. Das kann ich mit dem Verstand nicht begreifen, denn es sind mystische Augenblicke. Und vielleicht sind es genau diese Augenblicke, die der Psalmbeter vor dreitausend Jahren hatte, als er gedichtet hatte: „Und nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Rechte mich halten und deine Hände mich führen.“

In der Endlichkeit wie in der Ewigkeit ist Gott mir nah. Diese Grenz- Erfahrung lässt mich froh werden und gelassen – vieles, was mir im Alltag wichtig ist, verliert hier an Gewicht. Ich atme auf und fühle mich von den Sorgen des Alltags befreit. - Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer. Vielleicht zieht es Sie ja auch ans Meer.

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