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Ökumenischer Rat der Kirchen

Christen aus aller Welt in Karlsruhe

© Albin Hillert/WCCÖRK-Vor-VersammlungGesang während des Eröffnungsgebetes zur Vor-Versammlung der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe

Am Eröffnungtag der ÖRK-Vollversammlung, 31. August, wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeie erwartet. Davor gibt es mehrere Vortreffen, z.B. mit jungen Leuten. Ein junger Pastor aus Finnland sagte: "Wir handeln in dieser Welt und wir wollen diese Welt verändern." Auch Hessen-Nassau ist aktiv.

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Logo der 11. ÖRK-Vollversammlung Indigene, Ureinwohner auf dem ÖRK zerstörte Häuser in Irpin Waisenkinder in der Ukraine Einladendes Plakat zum Schöpfungsgottesdienst

(epd/red) Bereits im Vorfeld der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe fanden Vortreffen unterschiedlicher Gruppen statt. Beispielsweise haben sich junge Leute zum "Ökumenischen Treffen junger Erwachsener" vom 27.-30. August versammelt. Während des Eröffnungsgottesdienstes sprach Jussi Luoma, ein 25-jähriger, frisch ordinierter Pastor aus Finnland: "Ein lebendiger Leib sein bedeutet, dass wir nicht von dieser Welt getrennt leben. Wir atmen in dieser Welt, in Gottes Schöpfung, wir handeln in dieser Welt und wir wollen diese Welt verändern. Ein lebendiger Leib bedeutet auch, dass jedes Glied des Leibes sich der anderen Glieder und deren Existenz bewusst ist und für sie sorgt."

 

Junge Menschen als Schlüssel für geeinte Welt

Jayathma Wickramanayake, Gesandte für die Jugend der Vereinten Nationen, begrüßte die jungen Leute per Videobotschaft: "Ihr jungen Menschen seid der Schlüssel für eine geeinte Welt, weil ihr die Möglichkeiten der Vernetzung mit anderen seht, mit jungen Menschen, die an vorderster Front soziale, politische, wirtschaftliche und ökologische Lösungen entwickeln für die Herausforderungen, die nicht nur die heutige Generation, sondern auch zukünftige Generationen beeinträchtigen."  

 

Angehörige indigener Völker tauschen sich aus

Zudem hatten sich im Vorfeld das ökumenische Netzwerk für beeinträchtigte Menschen, die Gerechtigkeits-Gemeinschaft von Frauen und Männern sowie indigene Menschen getroffen. Thema des Treffens der Ureinwohner ist: "Versöhnung: Wiederherstellen der Ganzheit der Schöpfung." Daran nahmen Sami der Kirche Norwegens, mexikanische und indische Ureinwohner:innen und Teilnehmende aus Samoa sowie viele mehr teil.

 

Rede des Bundespräsidenten am Eröffnungstag erwartet

Der Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie, Israel-Palästine und der Klimawandel stehen thematisch im Vordergrund der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Kirchen aus vielen Teilen der Welt blicken auf die Zeit zwischen dem 31. August und dem 8. September 2022: Dann werden Kirchenvertreter:innen aus der ganzen Welt an der globalen 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe teilnehmen. Erstmals findet sie in Deutschland statt. Das Event steht unter dem Motto "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt". Die katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied, arbeitet aber mit dem Weltkirchenrat zusammen und sendet Beobachter nach Karlsruhe. Zur Vollversammlung werden rund 4.000 Teilnehmende erwartet. Am Eröffnungstag wird der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Grundsatzrede halten. „Die Stärke der ÖRK-Vollversammlung ist, dass sie ein internationales Forum von Kirchen aus aller Welt darstellt. Auch viele Kirchen aus ärmeren Ländern sind dabei. Sie haben eine Stimme und werden ihre Sichtweise auf das Geschehen in der Welt einbringen,“ erklärt Pfarrerin Sabine Müller-Langsdorf, Referentin für Friedensarbeit im Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW.

 

Sollen auch Vertreter:innen aus Russland teilnehmen?

Mit Spannung - zum Teil auch mit Argwohn - wird eine Delegation der russisch-orthodoxen Kirche erwartet. Grund ist der Moskauer Patriarchen Kyrill I. Er gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und unterstützt Russlands kriegerisches Vorgehen in der Ukraine. Deswegen war laut dem epd wiederholt der Ausschluss seiner Kirche aus dem Weltkirchenrat gefordert worden. Die russisch-orthodoxe Kirche mit mehr als 160 Millionen Mitgliedern ist seit 1961 Mitglied im Dachverband von 352 Kirchen mit über 580 Millionen Christen.

"Selbst wenn die Verständigung zurzeit schwierig ist, müssen wir die Wege der Kommunikation unbedingt offenhalten", sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Ich erhoffe mir, dass auf kirchlicher Ebene eine Kommunikation möglich wird, die auch politisch etwas austrägt." 

 

Friedenspfarrerin setzt auf Dialog

Auch Friedenspfarrerin Sabine Müller-Langsdorf befürwortet, wenn keine Kirche aus der ÖRK-Vollversammlung ausgeschlossen wird, auch keine Kirche aus Russland: „Ein Verbot wäre nicht der richtige Weg. Wenn man Veränderungen und Verhandlungen möchte, braucht es dazu Kommunikation und Vertrauen. Das baut sich nur auf, wenn man sich begegnet.“ Dabei sieht sie Martin Niemöller als Vorbild, der als damaliger Leiter des kirchlichen Außenamts der EKD als einer der ersten Deutschen nach dem 2. Weltkrieg nach Russland gefahren ist, „um Gesprächskorridore zu ermöglichen.“ Wie sich der damalige Dialog mit Russland entwickelte, zeigt die ARD-Mediathek. Deshalb betont Pfarrerin Müller-Langsdorf: „Es geht nicht darum, Feindbilder zu stärken, sondern Brücken der Verständigung zu bauen. Aus meiner Sicht ist es die richtige Haltung, auf Verständigung zu setzen, weil sie konstruktiv voranführt.“

Der epd hat zudem drüber informiert, dass die Orthodoxe Kirche in der Ukraine einen Antrag auf Aufnahme in den Rat gestellt habe. Der Moskauer Patriarch Kyrill von der russisch-orthodoxen Kirche, der als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putins gilt, sei zu keinem Zeitpunkt als Teilnehmer der Vollversammlung im Gespräch gewesen, betonte er.

 

183 zerstörte religiöse Stätten in der Ukraine

Deutliche Willkommenssignale an Vertreter:innen ukrainer Kirchen hat Pastor Prof. Dr. Ioan Sauca, der geschäftsführende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), übermittelt. Mit einer Delegation hatte er Anfang August 2022 die Ukraine besucht. Nach Angaben des Staatlichen Dienstes für ethnische Angelegenheiten und Gewissensfreiheit waren bis Mitte August 2022 insgesamt 183 religiöse Stätten in 14 Regionen der Ukraine völlig oder teilweise durch die Angriffe Russlands zerstört worden. Darunter seien auch Kirchen, Moscheen, Synagogen, Bildungs- und Verwaltungs-Gebäude der Religionsgemeinschaften. Vor allem die "Stimme der Ukraine" soll in Karlsruhe präsent sein, so der amtierende ÖRK-Generalsekretär, der Rumäne Ion Sauca, mit Blick auf die Teilnahme einer ukrainischen Kirchendelegation.

 

Herausfordernde, aktuelle Themen im Fokus

Die Friedenpfarrerin berichtet, dass für die Delegierten in Karlsruhe große, politische Themen auf dem Programm stehen, wie „Covid und die Folgen für Kirche und Gesellschaft“, „Gefährdung von Demokratien durch autoritäre Regime“, die zunehmende Militarisierung, Klimagerechtigkeit, Rassismus und die wachsende ökonomische Ungerechtigkeit. Für das spirituelle Leben während der Vollversammlung gibt das "Gottesdienstbuch - Oase des Friedens" (PDF) Impulse für Gebete, Lieder und symbolhafte Gesten. In dem Buch sind die Beiträge auch in deutscher Sprache verfasst und es kann auch über das ÖRK-Treffen hinaus als Quelle der Inspiration dienen. Der Hauptveranstaltungsort für die Vollversammlung wird die im Zentrum der Stadt liegende Messe Karlsruhe sein. Ihre Eindrücke vor Ort wird die Theologin und Biologielehrerin Aki Hild auf ihrem Instagram-Account teilen.

 

Teilnehmen am Fahrradpilgerweg

Am 31. August werden Teilnehmer:innen und Besucher:innen sternenförmig aus allen Himmelsrichtungen um 12 Uhr zum Fahrradgottesdienst auf dem Marktplatz in Karlsruhe eintreffen. Die Nordroute des Fahrradpilgerweges startet in der EKHN in Bensheim am 29. August und führt über Schwetzingen und Philippsburg in die badische Residenzstadt. 
mehr über den Fahrradpilgerweg

 

Ausstellung über gewaltlose Konfliktlösungen

Die EKHN wird sich am ÖRK beteiligen, auch wenn offiziell keine Delegierten aus dem hessen-nassauischen Kirchengebiet an der Vollversammlung teilnehmen. Allerdings besteht großes Interesse an dem Treffen, so wird u.a. auch Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, der Vollversammlung an einigen Tagen einen Besuch abstatten. Zudem gestaltet die EKHN aktiv das Begleitprogramm in Karlsruhe für Besucher:innen mit.

So präsentiert sie die Ausstellung „Frieden geht anders“ und zeigt damit, wie gewaltfreie Konfliktlösungen bei unterschiedlichen Konflikten erfolgreich in der Praxis bereits umgesetzt wurden. „In den Medien wird oft den Ruf nach Waffenlieferungen laut, gegenwärtig stehen in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gewaltsame Maßnahmen im Mittelpunkt. Deshalb wollen wir mit dieser Ausstellung ins Bewusstsein bringen, wie wirksam gewaltfreie Konfliktlösungen sein können“, erklärt Daniel Untch, Referent für Friedensbildung im Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW. Er organisiert die kostenfrei zu besichtigende Ausstellung in der Neuapostolischen Kirche in der Karlsruher Karlstraße 57-59, außerhalb des Messegeländes. Der Ort wurde zum Zentrum „Frieden und Gerechtigkeit“ umgestaltet.
Ausstellung „Frieden geht anders“

An diesem Ort in der Karlstraße sind auch Einzelveranstaltungen mit Beteiligung der EKHN geplant:

  • Workshop-Beitrag von Friedenspfarrerin Sabine Müller-Langsdorf über die „Europäische Grenzsicherung“ am 2. September 2022 ab 15 Uhr, im Begegnungsort Justice and Peace
  • Veranstaltung „Militär und Klimaschutz“: Hier werden Fragen wie diese aufgegriffen: Wie trägt das Militär zum Klimawandel bei? Wie werden Konflikte durch den Klimawandel verschärft? 
    am 05. September 2022, 14 Uhr, im Begegnungsort Justice and Peace

 

Auch Israel-Palästina hat in Karlsruhe Konfliktpotential

Nach Ansicht von Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung steht mit dem Nahost-Konflikt ein weiteres Thema mit Zündstoff auf der Tagesordnung der ÖRK-Vollversammlung. Es könne sein, dass die Versammlung Partei für die Palästinenser ergreifen und für die Unterstützung der sogenannten BDS-Bewegung eintreten werde, die zum Boykott israelischer Waren aufruft. „Die Unterstützung der BDS-Bewegung, aber auch die Bezeichnung Israels als Apartheidsstaat sind für die deutschen Kirchen ein No-Go“, betonte Jung. Viele Kirchen etwa aus Afrika und Asien hätten zu dem hierzulande kontroversen und hochreflektierten Thema dagegen einen eher intuitiven Zugang. Er hoffe, dass die Debatten „kontrollierbar bleiben“. In einem ausdifferenzierten Positionspapier hatten deutsche Kirchen, darunter die EKHN, das Thema bereits im Frühjahr beleuchtet. Mit seiner Sichtweise von allen Seiten will es zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Thema beitragen. „Versöhnung wird nur möglich sein über ein gegenseitiges Anteilnehmen und -geben an den je eigenen Perspektiven und den je anderen Narrativen“, so ein Leitgedanke des Papiers.
Mehr zum Positionspapier Israel-Palästina

 

Geschlechtliche Vielfalt wird auch Vollversammlungs-Thema

Engagiert sind Menschen aus Hessen-Nassau auch bei den „Rainbow Pilgrims of Faith“, den Regenbogen-Pilgernden des Glaubens. Die Gruppe will das Thema geschlechtliche Vielfalt in die Vollversammlung einbringen. Ziel ist es, den Stimmen von Glaubenden LGBTIQ+ Personen mehr Gehör verschaffen, die Themen Sexualität und Inklusion im ÖRK mehr in den Blick zu rücken und In Karlsruhe 2022 als eine weltweit sichtbare Koalition aufzutreten. So sind unter anderem queere Andachten geplant oder Diskussionen über Geschlechterbilder in der Bibel. 
Informationen zu den "Rainbow Pilgrims" bei der Vollversammlung  

 

Deutsch-Tansanischer Projektchor inspiriert musikalisch zu Gemeinschaft

Dieser Projektchor aus der EKHN verbindet: Jugendliche aus Deutschland und Tansania haben sich im Vorfeld getroffen und Lieder eingeübt. Die tansanischen Sänger:innen kommen aus der EKHN-Partnerkirche, der Moravian Church in Tansania. Das Chorprojekt hat sich in Heppenheim unter der Leitung von Elisha Mbukwa, Sänger und Songwriter aus Tansania, entwickelt. Auf der ÖRK-Vollversammlung treten sie gemeinsam vor großem Publikum auf und inspirieren zu „SpoT – Spirit of Togetherness“: 

 

Ökumenische Begegnungen in Hessen-Nassau

Auch Interessierte in der EKHN, erhalten die Möglichkeit, Delegierten der ÖRK-Vollversammlung zu begegnen. Bei mehreren Exkursionen können die Delegierten aus aller Welt unterschiedliche Begegnungsorte kennenlernen. Einige führen auch ins hessen-nassauische Kirchengebiet. „Wir geben den Delegierten die Möglichkeit, das multikulturelle Frankfurt und die sozialen Herausforderungen kennen zu lernen“, berichtet Mechthild Gunkel. Gemeinsam mit Dr. Annegreth Schilling der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Frankfurt (ACK) plant sie das Besuchsprogramm. Dazu gehören Besuche der Anne-Frank-Bildungstätte, des Bibelhaus Erlebnismuseums, ein Mittagessen mit dem katholischen Stadtdekan sowie Rundgänge durch das Bahnhofsviertel. Auch ein Ökumenischer Schöpfungsgottesdienst ab 17 Uhr am Samstag, 3. September 2022, im Frankfurter Grüneburgpark gehört dazu. Im Anschluss besteht die Gelegenheit, mit Kirchenvertreter:innen aus anderen Ländern bei einem kleinen Imbiss ins Gespräch zu kommen. „Das ist eine wunderbare Möglichkeit, mit anderen christlichen Gemeinschaften in Kontakt zu kommen, sich gegenseitig in diesen Krisenzeiten zu stärken“, freut sich Pfarrerin Gunkel. Am Sonntag sei zudem ein weiterer Gottesdienst mit Begegnungsmöglichkeiten im Anschluss geplant.

  • Samstag, 3. September 2022
    17:00 Uhr Ökumenischer Schöpfungsgottesdienst in der Anglican Episcopal Church bei Regen, bei gutem Wetter unter freiem Himmel, Sebastian-Rinz-Str. / Grüneburgpark in Frankfurt am Main
  • Sonntag, 4. September 2022
    10.30– 13:00 Uhr Gottesdienst in der frz.-reformierten Gemeinde in Frankfurt am Main, anschließend Mittagessen und Begegnung

 

Hintergrund:

Eine ÖRK-Vollversammlung ist die umfassendste Zusammenkunft von Christinnen und Christen  weltweit. Eine Vollversammlung ist ein besonderes Ereignis im Leben der Mitgliedskirchen, der ökumenischen Partner und anderer Kirchen, denn sie bringt mehr als 4.000 Teilnehmende aus allen Ecken der Welt an einem Ort zusammen. Sie ist eine Möglichkeit für die Kirchen, ihr Engagement für die sichtbare Einheit und das gemeinsame Zeugnis auszudrücken. Die 11. Vollversammlung des ÖRK wird auf gemeinsame Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Evangelischen Landeskirche in Baden, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), der Union der Protestantischen Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL) und der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz in Karlsruhe (Deutschland) stattfinden.

 

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[epd/rh]

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